Kap. 57. Italien in der vorrmischen Zeit.
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behaglich-sinnlichem Gensse das Glck suchte, oder im Stomsnms, der zwar ernster Sittenstrenge sich befleiigte, aber eiteln Tugendstolz erzeugte, oder im Mepticismus, der in vollem Unglauben alles bezweifelte.
Auf dem Gebiete der $Uiflrnfd}nft trat jedoch der Hellenismus theilweise mit wahrhaft schpferisch thtigem, weit in die Zukunft hinausgreifendem Erfolg aus, wenig-stens in der Sprachwissenschaft, Astronomie, Mathematik, Physik und Mechanik und in der Anwendung der drei letzten Wissenschaften aus H an de l, S ch iff--fahrt und Gewerbe.
Unter den Gelehrten jener Zeit sind hervorzuheben: die Mathematiker Euklides von Alexandria, der das erste wissenschaftliche Lehrgebude der Geometrie und Stereometrie aufstellte, und Archimedes von Syrakus, der sich in der Mechanik und Statik den grten Ruhm erwarb; dann der Sprachgelehrte und scharfsinnige Kritiker Aristarch.
Iv. Die rmische Welt.
1. Roms Alterthum.
(Histor. Atlas, Taf. Vi. a. und b. Umri I. 5861.)
Kap. 57. Italien in der vorrmischen Zeit.
(1.) Das Volk der Rmer, welches die Bestimmung hatte, gleich einem Weltstrom, allmhlich alle neben ihm bestehenden Völker der alten Welt, wie Flsse und Bche, in sich aufzunehmen, bewohnte die Halbinsel Italien, welche das mittellndische Meer in eine stliche und eine westliche Hlfte theilt.
Italien, im Norden von den Alpen, auf den brigen Seiten vom Meere begrenzt und von dem Apennin der Lnge nach durchzogen, theilte sich in Ober-, Mittel- und Unteritalien oder in das cisalpinische Gallien, in das eigentliche Italien und in Grogriechenland, wozu dann noch die italischen Inseln kommen.
Ober-Italien bestand aus dem.cisalpinischen Gallien, das durch denpo(Padus) in das eis- und transpadanische getheilt war, und die Städte Patavium (Padua), Verona, Mantua, Mediolanum (Mailand), Vercell, Mutina, Ravenna enthielt; dann aus der Landschaft Li guria mit Genua und dem nordstlichen Alpenland mit der Grenztiefte Aquileja. Nebenflsse des Po sind: von N. Ticinus, Addua, von S. ~^*a- 7~ Das eigentliche oder |Uittel=5f ioltrit, dessen Nordgrenze von zwei kleinen Kstenflsicn (stlich vom Ru bicon, westlich vom Macra) bezeichnet wurde, enthielt sc ch s ^Landschaften und zwar drei auf der Westseite des Apennins : Etrurien mit Veji, -iarquin, Clusium, Luea und dem trasimenischen See; Latium mit Rom am Tiber (mil dem Nebenflu Anio), Ostia, Albalonga, Gab; Campanien mit Capua, Nola, Tnsnum, Pompeji und dem Berg Gaurus; drei auf der Ost seit e des Apen-m^r^en it Spoletium, Sentinum, Sena in der Nhe des Flusses Mctau-rus; Picenunt mit Ancona, Asculum; Samnium mit Beneventum, Caudinm zc.
Unter-Italien oder Gro^griechenland (so benannt, weil die meisten Städte darin ursprnglich griechische Colonieen waren) enthielt vier Landschaften: Lucania mit He-raclea, Sybaris, Thurii; B ruttium (das heutige Calabrien) mit Croton, Loeri, Rhe-gmm; Apulien mit Asculum, Venusia, Cann; Calabrien (des Alterthums) mit
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Süd-Europa. Italische Halbinsel.
dert, der Verfall in das siebenzehnte und achtzehnte Jahr-
hundert. Die Dogen regierten von 697 an. — Padua,
60,000 Einwohner, eine große alte Stadt. Die Antonius-
kirche mit dem Grabe des heil. Antonius von Padua. Uni-
versität. — Verona an der Etsch, 59,000 Einwohner,
starke Festung. Jetzt Sitz der Regierung. — Vicenza (spr.
Witschenza), 36,000 Einw., Seidenbau. Erstürmung durch die
Oesterreicher 1849. — Mantua, 30,000 Einw., Festung.
Iii. Das Herzogthum Parma.
Es liegt im Süden des Po und hat 114^Meilen
mit J/2 Million Einwohner. Seit neuester Zeit durch An-
nepation an Sardinien übergegangen. — Hier sind Seiden-
zucht und Viehzucht (Parmesankäse) wichtig.
Parma, Hauptstadt und Residenz, 45,000 Einwohner,
mit einer berühmten Druckerei, welche Lettern für mehr als
150sprachen enthält.— Piazenza, 31,000einw., Festung.
Iv. Das Herzogthum Modena.
Ein gesundes und fruchtbares Gebirgsland, 109(Hmei-
len und über 600,000 Einwohner. Wie das vorhergenannte
so ist auch dieses Herzogthum durch Annexation an Sar-
dinien übergegangen.
Modena, 32,000 Einwohner, die schön gebaute Haupt-
und Residenzstadt. — Reggio (spr. Redscho), 18,000 Ein-
wohner, Geburtsort des Dichters Ariosto 1474. In der
Nähe die Ruinen des Schlosses Canossa, wo Heinrich Iv.
1077 vor Papst Gregor Vii. Kirchenbuße that. — Ca-
rara, am Meere, berühmt durch seine Marmorbrüche und
seine Bildhauerakademie.
§. 7. Mittel-Jtalien.
I. Das Großherzogthum Toskana.
Die Gebirgsstriche und Thäler sind sehr fruchtbar
und fleißig angebaut, besonders das reizende Thal des
Arno. Die südlichen Küsten bestehen aus sumpsigen
Niederungen (Maremmen) und haben ungesunde Luft;
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Extrahierte Personennamen: Antonius Witschenza Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Arno
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Süd - Europa. Italische Halbinsel.
welche das wilde Gebirgsland der Abbruzzen bilden.
Die östliche Kette enthält den Gran Sasso d'jtalia,
8900' hoch, den höchsten Apenninengipfel. — Weiter
südwärts zeigt das Gebirge mehr plateauartige Formen.
Auf der Westseite der Apenninen sind an den nörd-
lichern Küsten sumpfige, ungesunde Ebenen, wie die pon-
tinischen Sümpfe, die Campagna di Roma. — Im Sü-
den dagegen, besonders bei Neapel, findet man die blü-
hendsten Culturgegenden. Da erhebt sich auch der
isolirte Vulkan-Kegel Vesuv 3500' hoch.
3) Flüsse. Das wasserreiche Italien hat nur einen
Hauptfluß, den Po, der vom Monte Viso kommend, die
lombardische Ebene von West nach Ost durchfließt und
seine Nebenflüsse aus den Alpen und Apenninen empfängt.
Links kommen zu ihm: a) die Sesia vom Monte Rosa.
— b) Der Tessino vom St. Gotthard, er durchfließt
den 10 Meilen langen Lago maggiore. — c) Die
Adda, welche den Comer-See durchströmt. — 6) Der
Mincio , der durch den Garda - See geht. Viele Ka-
näle verbinden theils diese Nebenflüsse untereinander,
theils mit ihrem Hauptfluß. Unter den Nebenflüssen
rechts sind die bedeutendsten: Tanaro und Trebbia.
— Nördlich von der Po-Mündung ergießt sich die aus
Deutschland kommende Etsch oder Adige (sprich Aditsch).
Po und Etsch vereinigen sich durch Mündungs-Arme in
dem niedrigen sumpfigen Delta-Land des ersteren.
Als Küstenflüsie des adriatischen Meeres sind unter andern
noch zu nennen: die Brenta, die Piave, der Jsonzo.
Auf der eigentlichen Halbinsel gehen der Arno und die
Tiber von den Apenninen herab zu den Westküsten und er-
gießen sich in das tyrrhenische Meer.
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Extrahierte Personennamen: Gotthard Arno
Extrahierte Ortsnamen: Europa Neapel Italien Ost Garda Deutschland
96
Ii. Lehrstufe. Europa.
außerdem überall mildes Klima. — Die Größe beträgt
400 Q Meilen und 13/4 Mill. Einw. Au Sardinien
übergegangen. — Von den Producten sind die Strohgeflechte,
namentlich Hüte, in Florenz und Lucca sehr bekannt.
Florenz, 114,000 Einw., Hauptstadt und Residenz,
eine der schönsten italienischen Städte mit herrlichen Kunstschätzen
aller Art. — Pisa, vormals reich und mächtig, jetzt herab-
gekommen, besitzt eine berühmte Universität. — Livorno,
mit 80,000 Einw., die beste Handelsstadt in Italien. —
Lucca, in einer schönen Gegend, Seidenbau. — Die hohe
und felsige Insel Elba gehörtauch zu Toskana, auf ihr hielt
sich Napoleon I. in der Verbannung (von 1814 auf 1815) auf.
Ii. Der Kirchenstaat.
Der Boden ist im Ganzen fruchtbar, der Anbau aber
vernachlässigt. Südwärts von den Po-Mündungen, sowie
auch an den Westküsten sind ungesunde Stellen. (Pontinische
Sümpfe.) Sonstsehrmildesundgesundesklima. Unterden
gewerblichen Producten sind besonders die Darmsaiten und
Saiten-Jnstrumente, sowie Lederwaaren hervorzuheben.
Der P apst, das Oberhaupt der ganzen römisch-katho-
lischen Kirche, ist zugleich Regent des Kirchenstaates. Das
Gebiet hat nahezu 800 Meilen und über 3 Mill. Einw.
In Folge der italienischen Revolution fiel der größte Theil
der Provinzen rc. ab und wurde von Sardinien annectirt,
so daß jetzt factisch nur mehr 214 □ Meilen mit etwas
mehr als '/2 Million Einwohner den Kirchenstaat ausmachen.
Rom an der Tiber mit 194,500 Einw., eine der
merkwürdigsten Städte der Erde. Reich an Kirchen und Pa-
lästen, Alterthümern u. dgl. Die Peterskirche, die größte
der Welt, der Vatican, der Palast des Papstes, sowie die
Engelsburg, jetzt Staatsgefängniß, liegen auf dem rechten
Ufer der Tiber; der größere Theil der Stadt aber am linken. —
Perugia (spr. Perudscha), nächst Rom an Umfang die größte
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97
Süd-Europa. Italische Halbinsel.
Stadt, am See gleichen Namens, mit 30,000 Einw., Universität.
— Ankona, am adriatischen Meere, Hafen. — Loretto,
berühmter Wallfahrtsort. — Bologna (spr. Bolonja) am
Gebirge, 80,000 Einwohner, Fabrikstadt, Universität. —
Ferrara in einer ungesunden Gegend. Festung. — Urbino,
Geburtsstadt des weltberühmten Malers Raphael 1483.
Reiche Schwefelgewinnung.
San Marino, eingeschlossen im Kirchenstaate, ist eine
kleine Republik, die unter päpstlichem Schutze steht und auf
1v4 ^Meile 8700 Einwohner zählt.
§. 8. Süd-Italien.
Das Königreich beider Sizilien.
Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, aber häustg
unangebaut. Das Klima mild. Erdbeben und vulkanische
Ausbrüche. — Zu den wichtigsten Producten gehören:
Orangen, Mandeln, Feigen, Wein, dann auch Schwefel.
Der Gewerbsfleiß steht nicht hoch, es werden durch densel-
den Seidenzeuge erzielt; die Fischerei ist ziemlich bedeutend.
Das Reich besteht aus zwei Theilen, wovon der
eine den südlichsten Theil der italischen Halbinsel bildet
und Königreich Neapel heißt, während der andere,
eine Insel, das Königreich Sizilien begreift. Das
Ganze hat über 2000 ^Meilen (—Portugal) und über
9.117.000 Einwohner. Auch in diesem ganzen Reich ist
bereits der König von Sardinien als Regent proclamirt.
A. Das Königreich Neapel (1490 s^Meilen)
wurde früher in vier große Provinzen (Campanien, Abruzzo,
Apulien und Calabrien) getheilt.
Neapel in Campanien, Hauptstadt und Residenz, in
überaus herrlicher Lage, 417,000 Einwohner, (darunter an
50.000 arme Lazzaroni), die größte Stadt in Italien. Uni-
versität. Die Umgebung ist reich an Alterthümern. Die
römischen Städte Hereulanum und Pompeji einst (i. I.
79 n. Chr.) durch einen Ausbruch des Vesuv verschüttet,
Arendts, Erdbeschreibung. 7te Aufl. 7
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Italien. Piemont. 427
in einer angenehmen Gegend. Der Winter ist hier meistentheils
ohne Schnee und Kälte. Im kalten Winter 1776. hat man
nur dceymal Eis bis um 9 Uhr Morgens gefunden. Die Gar-
ten bleiben beständig grün. Bey der Stadt findet man einen
ganzen Wald von Americanischer Aloe. Sie hat einen Bischof,
und gegen 25000 Einwohner. Gegen Süden ist sie niit einem
hohen und festen Walle gegen das Anprellen der Wellen geschützt.
In diesem Walle sind Gewölbe ausgemauert, welche zu Ma-
gazinen für Kaufmannsgüter gebraucht werden. Die Ausfuhr
von Oel ist vornehmlich beträchtlich.'
8) Die Festung Villa Franca, in eben dieser Graf-
schaft, hat auch einen Freyhafen, mit einem Schiffwerfte.
Anden französischen Gränzen sind diepiemonresischcn
Thäler, welche auch diethaler der Voaldenjer genennt
werden; denn sie werden von Waldensern bewohnt, die das Land
mit ungemeinem Fleiße bearbeiten, welches, wie in der der-
gigten Lage, also auch an Fruchtbarkeit dem Gebiete von Ge-
nua und Lucca sehr gleichkommr. Iw Thale Luzerne, im
Dorfe la Tour, ist eine der beträchtlichsten Seidespinneceyen.
C)
Das Herzogthrrm Montferrat, zwischen Pie-
mont, Genua und Mayland, ist ein fruchtbares Land. Cs lie-
fert besonders Wein und Getreide. Es gehört denr Könige von
Sardinien. Die Hauptstadt ist Cajal am Po, der Sitz eines
Bischofs.
D) Das Herzogthum Mailand.
Geänzen. G. N. Helvetien; g. O. das Venetianische
und Mantnanische; g. S. Parma, Piacenza und Genua; g.
W. die Staaten des Königs von Sardinien»
Flüste, Canäle und Seen. (s. 2. Tb. S. 128.)
1) Der Flnß po nimmt fast alle Flüsse auf der West - und
Nordseite von Italien anfi 2) Der <Xef]mo kommt aus bei
Schweiz, und ergießt sich in den Po. z) Oie Adder hat ih-
ren Ursprung in der Schweiz, fließt durchs Vcltlinerland,
durch den Comersee, und fallt alsdenn in den Po. Im Jahr
1777. ist er schiffbar gemacht worden. 4) Der 6>g!io er-
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Italien. 431
In der Provinz Sestri di Ponente findet man Orangenbäume,
die im untern Stamm i—-2 Fuß dick find. Außerdem hat
man Trüffeln, Castanien, Iudenäpfel.
Landesregierung. Die Regierungsform ist aristo,
cratisch, und das Oberhaupt ist ein D^ge Ök der Spitze eines
Senats von 400, und eines Ausschusfts von 100 Nobili.
Er regiert 2 Jahre lang, mit dem Titel Durchlaucht,
Mid muß wenigstens 50 Jahr alt seyn. Während dieser Zeit
hat er in dem Pallaste der Republik freye Wohnung und freye
Tafel. Wennseine Regierung zu Ende geht, macht ihm der
Canzlec das Compliment: Nachdem Jlhre Durchlaucht die
Regierung zurückgelegt, so können 'Ihre E^cellenz sich aus
dem Pallaste der Republik in Ihre eigne Wohnung verfügen.
Die Kleidung des Doge ist roth, auch rothe Strümpfe und rothe
Schuhe trägt er.
Städte: 0 Genua (s. 2.Th. S. 135.) mit 150000
Einwohnern. Ein Pallast liegt höher als der andere; ein Gar-
ten höher als der andere. Die . Vorstadt St. Pierre itt
Arena ist vornehmlich wegen ihrer prächtigen Palläsie sehens-
rvürdig. In der Stadt ist ein Erzbischof, eine Univerfität,
und eine Mahler-und Bildhaueracademie. Der Hafen der
Stadt wird durch 2 starke Dämme geschützt. Zu den sehens-
würdlgsien Gebäuden gehören: 1) die Domkirche, worin-
uen eine große smaragdne Schüssel verwahrt wird, die die Kö-
nigin aus Saba dem Salomon soll mitgebracht haben.
2) Mitten in der Stadt ist der pallast der Republik, mit
der Aufschrift: Nulli certa doinus. z) Man findet hier auch
verschiedne große Hospitäler, die mehr Pallästen großer Her-
ren als Armenhäusern ähnlich sehen. Im großen -Aospü
täte waren zu Anfänge 1775. über i7oo^Personen. Eins
von den hiesigen Waisenhäusern wird blos von einer reichen
Familie unterhalten. Ohnecachtet die Wissenschaften in Ge-
nua nicht sehr geachtet werden, so findet man doch 3 öffentliche
Bibliotheken. Der Aufwand in Absicht der Kleidung ist zwar
in dieser Stadt durch Gesetze eingeschränkt; hingegen findet man
desto mehr Wagen und Equipagen kostbar und vergoldet. Die
Nobili in Genua gehn, so wie die Venetianischen, schwarz,
aber neumodischer, mit einem schmalen ftidnen Mantel auf dem
Rücken. Auch ist ihre Perüke nicht so groß, wie der Venetia-
nec ihre. Sie tragen platte Hüte unter dem Arme. Die
Ee 4 Da-
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447
Italien. Toscana.
Hauses vorgestellt ist. c) In einem Theile des Gebäudes ist
die Werkstätte für Künstler in der bekandten Florentinischen
musivischen Arbeit, ci) Die Kunstkammec des Großherzogs, die
unschätzbare großherzogliche Gallerie, die vornemlich wegen dec
musivischen Arbeiten sehenswürdig ist. In der Vorkammer
sind Alterthümec; an der Decke Gemählde von berühmten
Gelehrten; außer diesen 72 alte Statuen und 102 Bruststücke.
e) Aus der Gallerie kommt man in ein anderes Zimmer, wor-
innen 22o Portralts von berühmten Mahlern verwahrt werden.
f) Nach diesem folgt eine Antiquitäteusammlung, und ein
Schatz von musivischer Arbeit, von welchen wir nur die Stadt
K^ivsrno auszeichnen, die nebst dem Hafen in Musaik abge-
bildet ist. Endlich kommt man zu der sogenannten Tribunl,
einem 8eckigten Zimmer, dessen Oberdecke mit lauter Perl-
mutter eingefaßt »st. Hier wird ein Stück verwahrt, wel-
ches alle Statüeu in Florenz und in Rom, und überhaupt alle
Bildhauerarbeit übertcifft, und diese Statüe wird die bs'/edü
celjche Venus genannt. Sie ist von weißem Marmor.
Mediccische Venus heißt sie, weil sie ehemals im Medicesschen
Pallaste in Rom gestanden hat. Der Transport aus Rom
nach Florenz lief nicht eben so glücklich ab; die Statüe war
schlecht eingepackt, verlohr auf der Reise Arme und Beine,
und wurde auch au den Hüften beschädigt. Doch wurde alles
von einem geschickten Künstler wieder so glücklich zusammenge-
fugt, daß man fast gar nichts von der Beschädigung merken
kann. Außer diesem sinder man hier auch eine Gemahidegalle-
rie, eine Münzsammlung, ein Naturaliencabinet und andere
Seltenheiten. Im Jahre 1778. hat der jetztregisrende Groß-
herzog ein öffentliches Archiv hier errichtet, wo rinnen alle alte
und neue Originaldiplomr, Urkunden u. d. g. anfbewahrt wer-
den. Im Jahr 1781. belief sich ihre Anzahl schon auf 6occo,
worunter sich 2 befinden, die auf Papier, das von der Egy-
ptischen Papierpflanze verfertiget ist, geschrieben sind und ans
dem zten Iahrhiinderke herrühren. Obnweit davon ist eine
Art von bedecktem Gange, iloggtä. Am Johannistage nimmt
hier jedesmal der Großherzog die Hnldrgung von den Deputa-
ten aller ihm untergehnen Städte ein. In Florenz ist eine
Academie der bildenden Künste, auch des Ackerbaues. Se-
henswürdig ist der Großherzogliche Garten ^3cboll / bey
denl vorerwähnten Resideuzschlosse, wocinuen Hügel mit Ebenen,
Ff? Wild,
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Extrahierte Personennamen: Mediccische
Extrahierte Ortsnamen: Italien Musaik Florenz Rom Rom Rom Florenz Johannistage Florenz
Italien. 443
stehen die Statüen des Catullus, Cornelius Nepos, Plinius
des ältern, der hier gebohren ist rc. Sie hat Klöster, ei-
nen Bischof und eine gelehrte Gesellschaft, welche Academia
Pjnlarmonicorum genennt wird, und unter andern Seltenhei-
ten in ihrer Sammlung ein ganz Zimmer von alten musicali-
schen Instrumenten hat. Bey den hiestgen Seiden - und Wol-
lenfadriken sollen auf 2000 Personen beschäftigt ftyn. Die
Gerbereyen stehn auch in gutem Ruf; es werden daher viele
Felle und Handschuhe auswärts versendet.
5) Vicenza liegt an den Flüssen Bachiglione und Re-
cone, ist der Sitz eines Bischofs, und hat schöne Palläste.
Seit einigen Jahren ist hier eine beträchtliche Seidenfabrik an-
gelegt worden, worinnen auf izoo Menschen arbeiten. Man
verfertigt viele seidne Zeuge, welche in Deutschland und Ita-
lien guten Absatz finden. Die Nonnen in den hiesigen Klöstern
machen auch viele künstliche Blumen. Die hiesige Ackecbauge-
sellfthaft hat die ganze Landwirthschaft, den Seidenbau, wel-
cher im Vicentinischen in großem Flor ist, und dieoeconomie
zum Gegenstände.
Im Veronesistben und Vicentinifcbm Gebürge wohnen
Deutsche in einer Strecke von 20 Meilen von Osten gegen Westen,
und 15 Meilen in der Breite. Die im Veronessschen sind in
r z Gemeinen ober Communen vertheilt. Der obere Theil die,
ser Gegend besteht aus den schönstenmit Krautern bewachsnen
Bergen, die im Sommer einer beträchtlichen Anzahl sowol groß-
ßen als kleinen Viehes zur Weide dienen. An den untern Orten
sind Dörfer und Kirchen zwischen Gebüschen und Felsen. Sieben
Gemeinen, welche aus 52000 Seelen bestehn, wohnen im Viren-
tinischcn Gebiete an der Tridentinischen Gränze. Statt dev
Mauern und Festungswerke sind sie von unersteiglichen Felsen um-
geben. Einige haben das Recht, ihre Unterthanen nach ihren Ge-
setzen zu richten. Außer diesen giebt es noch Leute, welche zu eben
der Nation in Ansehung der Sprache gehören, am Ufer des Astico,
nordwärts vom Vicentinischen und Paduanischen Gebiete, in der
Gegend des Schlosses Cembra, und sogar in deir Venetianischen
Zulischen Alpen.
6) Bkescicr, in einer sehr fruchtbaren Gegend 'am Fluß
Garza, hat über 48000 Einwohner und einen Bischof, und
ist wegen der Gewehrfabriken und andrer Ersen - und Stahlfa-
briken vornemlich berühmt. Man trifft in der Stadt auch ver-
schiedne Pressen zum Leinöhl an, desgleichen zum Oehl ans den
Kör-
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Extrahierte Personennamen: Cornelius_Nepos
Extrahierte Ortsnamen: Italien Vicenza Deutschland